We, myself and AI

Dieser Text ist länger geworden, als gedacht. Manche Veränderungen brauchen einfach mehr Raum. Wer bleiben mag, darf mitlesen.

In diesem Blog geht es generell um AI, persönliche Weiterbildung und die Frage, was ein technologischer Wandel mit einer ganzen Branche und mit den Menschen darin macht. Ich teile hier Projekte, Erfahrungen und Einschätzungen aus verschiedenen Blickwinkeln.

Dieser erste Artikel ist bewusst persönlich gehalten. Er erklärt, warum dieser Blog entsteht. Alles, was folgt, wird je nach Thema anders aufbereitet, mal fachlich, mal kreativ, mal reflektierend.


AI, ich und die Frage: Warum rutscht der berufliche Halt gerade weg?

Viele Jahre lang fühlte sich meine Arbeit großartig, kreativ und greifbar an: das Gewicht einer Kamera in den Händen, der Geruch eines Studios am frühen Morgen, die Stille kurz vor einer Aufnahme, die Dynamik eines Filmteams, das Ringen mit Regie und Kunde um Ideen, das Spannungsfeld zwischen Zeitplan und Budget. Food-Fotos, Stillleben, TV-Spots, hunderte von Rezeptvideos etc. Bilder erschaffen war Handwerk, Intuition und Erfahrung.

Dann kam AI. Und plötzlich existierten Bilder, die wirkten, als hätte ein komplettes Team daran gearbeitet, ohne dass ein Set je aufgebaut, ein Licht gesetzt oder eine Kamera berührt wurde.

Das fühlte sich bedrohlich an. Gekränkter Stolz inklusive. Danach Überforderung. Keine Begeisterung. Nur Abwehr meinerseits.


Der Moment, an dem Wegschauen nicht mehr funktioniert

2023 saß ich zum ersten Mal vor Midjourney. Discord, Prompts, Ergebnisse und absolut keine Ahnung, wie das alles zusammenhängt. Die Möglichkeiten und die Logik nicht verstanden, die Richtung schon gar nicht. Also habe ich AI innerlich erstmal zur Seite geschoben. Auch aus Empörung. Und, wenn ich ganz ehrlich bin, aus Bequemlichkeit.

2025 ließ die Realität meine abwehrende Haltung aber nicht mehr zu. Alles beschleunigte sich. Generatoren wurden besser, Budgets kleiner und meine Aufträge weniger. Und irgendwann kam die Frage, die ich nicht länger wegdrücken konnte: Wenn AI bleibt, wer bleibe ich? Bleibe ich Fotografin? Filmemacherin? Producerin? Oder führt mich alles in einen ganz neuen Beruf und an Orte, die ich noch nicht kenne?


Neugier oder Angst? Irgendwann braucht es eine Entscheidung

Zurückziehen, schmollen, hoffen, dass alles vorbeigeht oder wieder so wird wie früher? Oder herausfinden, wie sich AI integrieren lässt, ohne die eigene Identität einzubüßen? Dieser innere Kampf hat länger gedauert, als ich zugeben wollte, auch wenn „lange“ im Verhältnis zur noch jungen AI-Ära eigentlich ein absoluter Unsinn ist.

Am Ende hat nicht Euphorie gewonnen, sondern Neugier. Ein sehr feiner, aber entscheidender Unterschied.

Aktuell bedeutet das für mich: Grundlagen lernen (später als viele andere in der Branche, aber dafür bewusst) an der Hochschule für Design in Berlin und im ständigen Selbststudium. Verstehen, wie Tools, wie Prompt- und Bildarchitektur aufgebaut sind und wie ein fokussierter Einsatz von Sprache alles steuern kann.

Je tiefer ich einsteige, desto klarer wird mir: Licht bleibt Licht. Story bleibt Story. Bildgefühl bleibt Bildgefühl. Nichts davon verschwindet, es sortiert sich aber neu.


AI wird kein Entweder-oder sein. Es wird ein kluges Sowohl-als-auch

AI ist im Still-Life-Bereich, genau dort, wo mein berufliches Fundament und meine Leidenschaft liegen, beängstigend stark. Food, Packaging, Oberflächen, Texturen, Komposition: Vieles lässt sich inzwischen generieren, ohne ein Set aufzubauen. Und ja, sehr oft sieht das verblüffend gelungen aus.

Trotzdem ist nicht alles ersetzbar. Atmosphäre, Spontanität, Präsenz, menschliche Intuition, das bleibt analog. Maschinen können rechnen, aber nicht spüren. Gleichzeitig ist auch klar, dass genau dieser Satz sich gerade in der gesamten Branche wie ein Mantra anfühlt, an dem wir uns kollektiv festhalten.

Dennoch hat AI eine Qualität, die man nicht wegdiskutieren kann: Mood, Markenwelten und visuelle Richtungen werden in Minuten sichtbar. Man erkennt schneller, was man meint und genauso schnell, was man nicht will. Für Konzeptphasen, Kund*innenpräsentationen und kreative Prozesse ist das eine enorme Entlastung.

Die Frage ist also nicht „AI oder echtes Set?“ Sondern: Wo ist AI sinnvoll und wo ist die reale Welt unersetzlich? Genau diese Erörterung und Beratung für Kunden wird künftig zu jedem ersten Gespräch und jedem neuen Projekt dazugehören.


Warum ich diesen Blog schreibe?

Weil Veränderung weniger weh tut, wenn man sie nicht alleine durchlebt. Weil gerade niemand alle Antworten hat. Weil Mut und Unsicherheit gleichzeitig Platz haben dürfen.

Und auch, weil es mich persönlich irritiert, wie schnell sich manche bereits als KI-„Expert*innen“ inszenieren. Generell und besonders in einer Phase, in der wir alle noch lernen, halte ich solche Titel für überheblich und irreführend.

Klassische Fotografie und Filmemachen bleiben deshalb Basis meines beruflichen Lebens. Ein neues Tool in der Schublade macht mich eben nicht zur Expertin, es macht mich jedoch offener. Die KI ersetzt mich nicht; sie fordert mich neu heraus und gibt viel zurück.


Was bleibt und was sich öffnet

Ich bin natürlich nicht naiv, sehe, wie sich alles verändert. AI verschiebt Budgets, Prozesse und Karrieren. Manche Jobs verschwinden, andere entstehen, vieles wird neu verhandelt. Und ja, vieles, was früher selbstverständlich war, ist es heute nicht mehr.

AI ist für mich (Stand heute) in der Kreativbranche aber weder Bedrohung noch Heilsversprechen. Es ist eben ein Werkzeug geworden. Und was dieses Werkzeug mit unserer Arbeit macht, hängt alleinig daran, wie wir es nutzen.

Für die Zukunft wünsche ich mir daher Zusammenarbeit statt Fronten. Dass Departments, Gewerke, Kreative und Nachwuchs gemeinsam lernen, statt sich gegenseitig zu überholen oder auszubremsen. Neugierig, kritisch und offen. Ohne Gatekeeping. Ohne Angst voreinander. Und ohne Angst vor AI.

Den wehmütigen Blick zurück und den unsicheren Blick nach vorne nehme ich weiterhin mit, aber sie bestimmen nicht mehr meine Richtung. Mit Mut und Neugier geht es Schritt für Schritt nach vorne, auch ohne zu wissen, wo wir am Ende ankommen.

Wer ein Stück mitgehen möchte, ist hier herzlich willkommen.

Andrea*

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Chérie Macarons - AI Visuals & Video Mood